Albumrezension: Kitty, Daisy & Lewis – Smoking In Heaven

Meine Rezension des neuen Albums von Kitty, Daisy & Lewis erschien zuerst auf detektor.fm

Wenn Kitty, Daisy & Lewis Durham eins nicht sind, dann modern. Die Geschwister aus London scheinen direkt aus den 50ern in die Jetztzeit gefallen zu sein: Kitty und Daisy tragen Petticoats, Lewis großzügig geschnittene Anzüge mit Hut und zu Auftritten frisieren sie sich Elvis-Haartollen. Aber nicht nur ihr Kleidungsstil spiegelt die Ära des Rock’n’Roll und Swing wider. Auch die Musik auf ihrem zweiten Album Smoking in Heaven ist eine einzige, große Hommage an die Zeit, als Musik noch aus der Jukebox kam und der Radio-DJ Vinyl auflegte. Und dabei sind die Geschwister gerade mal zwischen 18 und 22 Jahre alt.

Dass Kitty, Daisy & Lewis keinem Retro-Fashion-Trend hinterherlaufen haben sie bereits auf ihrem ersten selbstbenannten Album bewiesen. Auf diesem haben sie Blues-, Country- und Bluegrass-Stücke unter anderem von Muddy Waters und Louis Armstrong so stilecht gecovert, dass man nur ungläubig auf das Können der Londoner Kids schaute. Denn Kitty, Daisy & Lewis sind allesamt Multiinstrumentalisten, die sich auf Konzerten an Schlagzeug, Gitarre, Mundharmonika, Banjo, Ukulele, Piano und unzähligen weiteren Instrumenten abwechseln.

Auf „Smoking in Heaven“ treten die Blues- und Country-Klänge nun in den Hintergrund und machen Jazz-, Swing- und Rock’n’Roll-Melodien Platz. Wohl auch, weil sich die Geschwister nicht mehr an anderen Künstlern orientierten, sondern ihre eigenen Stücke geschrieben haben. So ist auf dem neuen Album kein einziges Cover zu finden, dafür Lieder wie What Quid? oder Baby Don’t You Know auf denen sie mit dem Wah-Wah-Pedal oder einer alten Hammond-Orgel experimentieren.

Neu ist auch der Ska-Sound. Bereits auf den Konzerten zur ersten Platte wurde die Band von der jamaikanischen Trompeter-Legende Eddie ‚Tan Tan‘ Thornton begleitet. Das führte zu kurzzeitigem Aus-dem-Takt-Kommen beim Tanzen und Stutzen über den plötzlichen, neuen Klang der Songs. Auf Smoking in Heaven bereichern Kitty, Daisy & Lewis nun gleich auf drei Liedern ihr so schon breit gefächertes Ouevre um Ska-typische Rhythmen und Trompeten-Einlagen.

Bei so viel Oldschool-Feeling und Liebe zur Musikgeschichte verwundert es kaum, dass die Geschwister auf Original-Instrumenten spielen und ihre Musik im hauseigenen analogen Vintage-Studio aufnehmen. Der erdige Sound der Band lasse sich am besten mit dem alten Equipment einfangen, sagt Daisy Durham, die Älteste der Geschwister. Alles andere klingt für sie flach und tot.

Digital ist eben nicht immer besser und deswegen presst Lewis zu Hause die Schallplatten von Kitty Daisy & Lewis selbst. Und die will man auch nicht mehr missen, hat man sich erst einmal in den nostalgischen Sound der Band verliebt, der nach langen, verrauchten und durchtanzten Nächten mit endlosen Gesprächen in Wohnzimmer-Bars und Jazz Clubs klingt.

Charlott Tornow

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